Flensburger Flüchtlingshilfe: Zuschuss bis Februar 2026 – Zukunft bleibt ungewiss
| von Thomsen / Foerde.news
Flensburg – Die Flüchtlingshilfe Flensburg e.V. kann vorerst aufatmen. Nachdem ein ursprünglich deutlich reduzierter Fördervorschlag der Stadtverwaltung im Hauptausschuss für Irritationen sorgte, haben sich die Fraktionen einstimmig für eine weitere Unterstützung der Initiative ausgesprochen – und damit ein deutliches Zeichen für bürgerschaftliches Engagement in der Integrationsarbeit gesetzt.
Kooperationsvertrag liegt vor – aber Umsetzung verzögert sich
Die Flüchtlingshilfe hatte bereits im Sommer gemeinsam mit der Stadt einen Kooperationsvertrag für die Jahre 2026 bis 2028 erarbeitet. Das Dokument liegt laut Angaben des Vereins seit August unterschriftsreif vor – mit Zustimmung der zuständigen Stadträtin Noosha Aubel. Dennoch war die nun von der Stadtverwaltung vorgeschlagene Finanzierung mit lediglich 122.000 Euro pro Jahr deutlich geringer als der vertraglich vorgesehene Bedarf von 350.000 Euro.
Der Vereinsvorstand zeigt sich enttäuscht über diesen Vorstoß. Johannes Ahrens, Vorsitzender des Vereins, erklärte: „Die Flüchtlingshilfe Flensburg e.V. leistet einen sozial unverzichtbaren und zugleich konkurrenzlos kostengünstigen Beitrag zu einem friedlichen Zusammenleben in unserer Stadt.“ Das bürgerschaftliche Engagement, so Ahrens, entlaste nicht nur Behörden, sondern stärke auch das demokratische Miteinander.
Hauptausschuss setzt klares Zeichen
Der gestrige Beschluss im Hauptausschuss wertet die von der Verwaltung vorgeschlagene Summe nun explizit als Übergangslösung für die ersten drei Monate des Jahres 2026. In einem einstimmig angenommenen Ergänzungsantrag legten die Fraktionen zudem fest, dass die ursprüngliche Kooperationsvereinbarung im Februar 2026 erneut zur Verhandlungsgrundlage gemacht wird.
Die Gespräche sollen unter der Leitung von Leon Bossen (Grüne), dem Vorsitzenden des Hauptausschusses, und Karsten Sörensen (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Bürgerservice, Sicherheit und Ordnung, geführt werden. Bis dahin, so hoffen viele Beteiligte, liegen auch die neuen Richtlinien zur „Ehrenamtsstrategie“ des Landes Schleswig-Holstein vor, welche die weitere Finanzierungsbasis erweitern könnten.
Politik sendet ein Signal – aber keine langfristige Sicherheit
In der gut besuchten Ausschusssitzung – rund 100 Gäste verfolgten die Debatte, teils außerhalb des überfüllten Ratssaals – wurde deutlich: Der politische Wille zur Unterstützung der Flüchtlingshilfe ist vorhanden. Doch langfristige Sicherheit bietet der aktuelle Beschluss noch nicht. CDU-Politiker Thomas Detheffsen bezeichnete das Ergebnis als „ein Signal und eine Richtung“, jedoch noch keine endgültige Lösung.
Auch Tobias Kaiser, Vorstandsmitglied der Flüchtlingshilfe, mahnt zur Klarheit: „350.000 Euro hört sich viel an, aber es ist Präventionsarbeit. Menschen, die schneller Deutsch lernen, sind schneller auf dem Arbeitsmarkt.“ Der Verein sieht sich nicht nur als soziale Anlaufstelle, sondern auch als volkswirtschaftlich sinnvolle Investition in die Zukunft der Stadt.
Ausblick: Einigung möglich – aber unter Vorbehalt
Die Entscheidung des Hauptausschusses schafft einen zeitlich befristeten Schutzraum für die Flüchtlingshilfe – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ob der ausgehandelte Kooperationsvertrag 2026 tatsächlich in vollem Umfang umgesetzt wird, hängt nun von politischen, haushalterischen und landesrechtlichen Entwicklungen ab.
Das Signal an die Zivilgesellschaft ist klar: Die Arbeit der Flüchtlingshilfe wird gesehen und geschätzt. Die eigentliche finanzielle Absicherung steht jedoch weiterhin auf der politischen Agenda.