Flensburgs Schiffbrücke im Fokus: Stadt setzt auf Aufenthaltsqualität statt Parkplätze
| von Thomsen / Foerde.news
Flensburg – Kaum eine Straße in Flensburg ist emotional so aufgeladen wie die Schiffbrücke. Sie gilt als „Wohnzimmer der Stadt“, Herzstück am Wasser und Publikumsmagnet für Einheimische wie Touristen. Doch unter der Oberfläche brodelt es: Die Debatte um Parkplätze an der prominenten Uferlage hat erneut Fahrt aufgenommen – mit deutlichen Worten vom neuen Stadtbaurat Stefan Niemöller.
„Die Schiffbrücke soll ein Ort zum Verweilen sein – keine Parkfläche am Wasser“, erklärt Niemöller im Gespräch mit Förde.news. Für ihn ist die Diskussion um die 70 früheren Stellplätze an der Kaimauer längst überholt. „Wir haben in Flensburg ausreichend Parkraum. Was fehlt, ist der Zugang zu qualitativ hochwertigem öffentlichen Raum direkt an der Förde.“
Tatsächlich verweist der Bauexperte auf das wenig ausgelastete Parkhaus am Karstadt: „Ich habe die oberen zwei Decks noch nie belegt gesehen. Das Problem ist nicht das Fehlen von Parkplätzen – es ist deren Erreichbarkeit.“ Künftig soll deshalb verstärkt auf eine Umverteilung gesetzt werden: attraktive Flächen für Fußgänger und Radfahrer, Parkmöglichkeiten eher abseits der sensiblen Zonen.
Ein internationaler Trend erreicht Flensburg
Was in europäischen Metropolen wie Kopenhagen, Barcelona oder Hamburg längst Standard ist, hält nun auch Einzug in der Fördestadt. „Seit den 90er-Jahren beobachten wir weltweit die Tendenz, Uferlagen neu zu denken – weg von Industrie und Asphalt, hin zu Aufenthaltsqualität und Naherholung“, so Niemöller. Die Schiffbrücke sei prädestiniert für eine solche Transformation.
Doch der Weg dorthin ist steinig. Gewerbetreibende und Gastronomen in der Region fordern Kompromisse – etwa einige wenige Stellplätze zur Versorgung. Niemöller zeigt sich offen: „Es geht nicht um ein Totalverbot von Autos, sondern um ein intelligentes Gleichgewicht. Flensburg braucht ein Mobilitätskonzept, das moderne Ansprüche und wirtschaftliche Interessen vereint.“
Verkehrsprobleme ungelöst – doch eine Vision steht
Während die Parkraumfrage emotional geführt wird, bleibt ein anderes Problem akut: Stau. Besonders die Zufahrt über die Schiffbrücke aus Richtung Norden ist notorisch überlastet. Eine kurzfristige Lösung? Fehlanzeige. „Die Stadt war nie für dieses Verkehrsaufkommen gebaut“, räumt Oberbürgermeister Dr. Fabian Geyer ein. Er verweist auf das langfristige Ziel: den Durchgangsverkehr auf die Osttangente zu lenken – „doch dafür braucht es auch die Bereitschaft der Autofahrer“.
Fazit: Stadtumbau mit Fingerspitzengefühl
Der Wandel rund um die Schiffbrücke ist Teil eines umfassenden städtebaulichen Paradigmenwechsels in Flensburg. Stadtbaurat Niemöller will die Prozesse bündeln, Abläufe vereinfachen und Synergien schaffen. Mit einem klaren Ziel: „Die Wasserkante ist ein Alleinstellungsmerkmal unserer Stadt. Wenn wir sie nicht richtig nutzen, verspielen wir einen zentralen Teil unserer Identität.“